Im Gegensatz zu den USA und Australien können Bewerbungen in Europa nicht verallgemeinert werden. Viele Länder haben eigene Standards. Im Folgenden gehen wir auf die wichtigsten Unterschiede ein.
Bewerben im Ausland
In Europa bewerben
Bewerben in England
Neben der Tatsache, dass Bewerbungen nach England in englischer Sprache verfasst werden müssen, ist der Umfang der Bewerbungsunterlagen nicht identisch mit dem in Deutschland.
Die Bewerbungsunterlagen bestehen einerseits aus einem Anschreiben („Cover Letter“), in dem die Fähigkeiten und die Motivation des Bewerbers hervorgehoben werden, sowie andererseits aus dem Curriculum Vitae, der den in Deutschland bekannten Lebenslauf ersetzt.
Beim englischen Lebenslauf sind mehrere Punkte zu beachten:
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Das Curriculum Vitae muss anti-chronologisch aufgebaut sein, d.h. der englische Lebenslauf beginnt immer mit der letzten Tätigkeit.
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Es sollten kein Bewerbungsfoto sowie keinerlei Angaben zur Religionszugehörigkeit, dem Familienstand und dem Beruf der Eltern eingefügt werden.
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Es werden keine Arbeitszeugnisse oder Diplome mitgeschickt.
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Mögliche Referenzen werden nur kurz erwähnt, sodass diese bei Bedarf jederzeit nachgereicht werden können.
Zu empfehlen ist bei einer postalischen Bewerbung das Mitschicken einer Antwortpostkarte, damit der Eingang der Bewerbung schnell bestätigt wird. Ansonsten muss man bei den britischen Unternehmen oft länger auf eine Empfangsbestätigung warten.
Das einfache Übersetzen der Bewerbung in die englische Sprache reicht häufig nicht aus. Neben den formalen Unterschieden sind außerdem Unterschiede zwischen dem amerikanischen und britischen Englisch zu beachten. Die wichtigsten Wörter und Regeln haben wir dir im unten stehenden Dokument kostenlos zusammengefasst.
In Frankreich bewerben
Ebenso wie in England bestehen die Bewerbungsunterlagen in Frankreich nur aus einem Bewerbungsschreiben (lettre de motivation) plus einem Lebenslauf. Es werden keine Arbeitszeugnisse oder Diplome mitgeschickt. Du solltest außerdem Folgendes beachten:
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Der lettre de motivation wird in der Regel in handschriftlicher Form eingereicht. Achte dabei unbedingt auf eine schöne Schrift und gutes Briefpapier. Häufig werden Bewerbungen in Frankreich sogar Grafologen zur Analyse vorgelegt. Nimm dir bei der Erstellung dieses Dokuments also viel Zeit! Viele französische Unternehmen akzeptieren mittlerweile jedoch auch ein maschinengeschriebenes Anschreiben.
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Der maschinell erstellte Lebenslauf sollte (außer in wenigen Ausnahmen, so beispielsweise bei Führungspositionen) nicht länger als eine DIN-A4-Seite sein. Er wird nicht datiert und unterschrieben. Ebenso werden keine Überschriften verwendet.
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Ein Bewerbungsfoto ist erwünscht, ein normales Passfoto reicht in der Regel jedoch aus.
Die Bewerbung in Spanien
In Spanien kommen Bewerber ohne viele Worte aus. Bewerbungen bestehen hier im Regelfall aus Bewerbungsschreiben (carta de Presentación/carta de Candidatura/carta de Solicitud) und Lebenslauf (Currículum Vitae/ Hoja de vida). Wer sich also bewerben und es ins Vorstellungsgespräch schaffen will, muss sich kurzfassen. Im spanischen Anschreiben genügen 4 bis 5 Sätze völlig – mehr Text gilt bereits als zu ausschweifend. Bewerber sollten dabei ihre Erfahrungen, die sie für den Job qualifizieren, besonders in den Vordergrund stellen.
Da die akademische Bildung sowie die Berufsausbildung in Spanien nur zweitrangig sind, sollten Bewerber ihren Fokus vor allem auf die anderen Informationen in ihrem Lebenslauf richten. Das Currículum Vitae ist das wichtigste Dokument in der spanischen Bewerbung. Man führt dort lediglich die beruflich relevanten Stellen der bisherigen Karriere auf. Vor dem Werdegang sollten außerdem die persönlichen beruflichen Ziele kurz und prägnant wiedergegeben werden.
Die Bewerbung im spanischen Ausland ist also als Kurzbewerbung zu verstehen und lebt in erster Linie von den berufsspezifischen Qualifikationen des Bewerbers. Referenzen (Réferencias) und Zeugnisse (Certificados) werden nur auf Anfrage des Arbeitgebers versendet.
In der Schweiz bewerben
Die Reihenfolge der Bewerbung – Anschreiben, Deckblatt und Lebenslauf – ist in der Schweiz identisch mit der der deutschen Bewerbung. Zeugnisse können im Anschluss angehängt oder in einer gesonderten PDF-Datei mitgesendet werden.
Allerdings gibt es einige Unterschiede bezüglich der Sprache und Rechtschreibung, die bei Bewerbungen in der Schweiz unbedingt beachtet werden sollten.
Genauere Informationen dazu findest du in unserem Beitrag über die Bewerbung in der Schweiz.
Mit dem Europass ist es einfacher, sich innerhalb Europas zu bewerben. Weitere Informationen bekommst du in unserem Beitrag „Europass Lebenslauf?“.
Weitere Besonderheiten von Bewerbungen in europäischen Ländern auf einen Blick
Im Folgenden haben wir kurz zusammengefasst, welche Besonderheiten du im Vergleich zur deutschen Bewerbung in weiteren europäischen Ländern beachten musst:
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Belgien: Bewirb dich in der gängigen Sprache des Unternehmens. Häufig wird ein handschriftliches Bewerbungsschreiben erwartet. Genauere Informationen zu beidem findest du auf der Webseite des Unternehmens. Der Lebenslauf wird traditionell chronologisch verfasst. Bewerbungsfotos und Referenzen werden eher nicht hinzugefügt.
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Italien: Referenzen haben ebenso wie persönliche Kontakte eine große Bedeutung in Italien. Bei Zeugnissen reicht es hingegen, diese erst zum Vorstellungsgespräch mitzubringen. Ein Bewerbungsfoto wird in Italien nicht zwingend verwendet.
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Niederlande und Luxemburg: Der Lebenslauf ist chronologisch zu verfassen und wird in Holland häufig durch eine schriftliche Ausformulierung ergänzt oder ersetzt. Referenzen und ein Bewerbungsfoto können der Bewerbung beigelegt werden.
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Norwegen und Schweden: In diesen nördlichen Ländern sollte die Bewerbung möglichst kurz und prägnant verfasst werden. Es ist üblich, die Unterlagen auf Englisch zu übersetzen. Pluspunkte kannst du außerdem durch soziales Engagement und Hobbys im Lebenslauf sammeln. Referenzen sind gerne gesehen und werden auch sehr gerne kontaktiert.
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Dänemark: Die Angabe des letzten Gehaltes ist hier nicht nur gewünscht, sondern sogar ein Muss. Auch in Dänemark wird großer Wert auf Referenzen gelegt. Datum, Unterschrift und Foto dürfen auf dem Lebenslauf weggelassen werden.
Vor allem in den nordeuropäischen Ländern Norwegen, Schweden und Finnland werden Bewerbungen häufig in Englisch verfasst, da die Firmen in der Regel international aufgestellt sind.
In Amerika bewerben
Bewerbungen in den USA
Die amerikanische Bewerbung unterscheidet sich in einigen Punkten von der deutschen Bewerbung. Der größte und gleichzeitig wichtigste Unterschied liegt in der Anonymisierung der Bewerbung im amerikanischen Raum. Außerdem sollte unbedingt darauf geachtet werden, die Abweichungen von amerikanischem und britischem Englisch zu beachten.
Die Bewerbung in den USA besteht aus:
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Cover Letter (entspricht dem Bewerbungsschreiben)
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Résumé (entspricht dem Lebenslauf)
Zeugnisse und Referenzen werden der Bewerbung nicht beigelegt, außer dies ist ausdrücklich befordert.
Weitere Informationen zu amerikanischen Bewerbungen findest du in unserem Beitrag zur Bewerbung in den USA.
Wer sich mit seiner Bewerbung im Ausland überfordert fühlt, sollte sich nicht davor scheuen, auf professionelle Hilfe zurückzugreifen und sich die Bewerbung schreiben zu lassen. Bewerbt euch mit einer individuell erstellten Bewerbung und überzeugt den Arbeitgeber auf ganzer Linie!
Unsere Empfehlung für einen professionellen Bewerbungsservice: Die Bewerbungsschreiber
In Kanada bewerben
Ähnlich wie in den USA besteht die kanadische Bewerbung ausschließlich aus Cover Letter und Résumé. Ein besonderes Merkmal der Bewerbung in Kanada ist der Fokus auf die Persönlichkeit des Bewerbers. Im Lebenslauf sollte also nicht nur auf den beruflichen Werdegang eingegangen werden – vor allem außer- und nebenberufliche Tätigkeiten sind relevant.
Damit einhergehend sind Initiativbewerbungen in Kanada sehr erfolgreich, da sie Selbstständigkeit und Engagement widerspiegeln.
Bezüglich der Sprache ist in Kanada zu beachten, dass in gewissen Provinzen auch Französisch als Amtssprache angesehen ist. Informiere dich also beim Unternehmen, in welcher Sprache die Unterlagen verfasst werden müssen. In der Provinz Quebec kannst du in der Regel davon ausgehen, die Unterlagen auf Französisch verfassen zu müssen.
Wie in den USA gilt: Das Résumé wird anonymisiert und nicht unterschrieben. Außerdem sollte es nur in Ausnahmefällen länger als eine Seite sein.
In Südamerika bewerben
Generell gilt in Südamerika, wie in allen amerikanischen Ländern, dass die persönliche Komponente eine sehr große Bedeutung hat. Unpersönliche Anschreiben ohne vorherige Kontaktaufnahme zum Unternehmen solltest du in jedem Fall vermeiden.
Die Amtssprache der meisten Länder in Südamerika ist Spanisch und so sollten auch deine Unterlagen auf Spanisch sein. Achte darauf, dass in Ländern wie Brasilien Portugiesisch gesprochen wird. Darüber hinaus solltest du über sehr gute Sprachkenntnisse verfügen.
Generell bestehen die Bewerbungsunterlagen in Südamerika nur aus Anschreiben (auch Motivationsschreiben ) und Lebenslauf. Es ist jedoch auch üblich, sich zunächst nur mit dem Lebenslauf zu bewerben. In diesem Fall sollte der Lebenslauf eine „Einleitung“, also einen kurzen Text zu deiner Motivation und Qualifikation, enthalten.
In Australien bewerben
In Australien wird, ähnlich wie in Spanien, auf kurze und knappe Informationen gesetzt. Zu umfangreiche Unterlagen sind ein direktes Ausschlusskriterium. Zeig im Anschreiben komprimiert, wieso du für die Stelle geeignet bist und welchen Mehrwert du dem Unternehmen bietest.
Der Lebenslauf wird anti-chronologisch verfasst und beinhaltet kein Bewerbungsfoto. Wichtig ist hingegen, Referenzen anzugeben, da diese in Australien eine signifikante Rolle spielen.
Achte auch hier auf etwaige Unterschiede zwischen dem australischen Englisch und den dir bekannten englischen Wörtern.
In Asien bewerben
Nationen wie China und Japan haben vor allem wirtschaftlich einen hohen Stellenwert eingenommen. Damit du bei der Bewerbung in diesen Ländern keine signifikanten Fehler machst, haben wir dir hier das Wichtigste zur Bewerbung in asiatischen Ländern zusammengestellt.
Bewerbung in China
Die Bewerbungsunterlagen an sich unterscheiden sich in China nicht groß von denen in Deutschland:
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Anschreiben
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Deckblatt
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Lebenslauf
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Zeugnisse
Noch mehr als in Deutschland sind Empfehlungsschreiben jedoch häufig ein entscheidender Faktor bei der Einladung zu einem Vorstellungsgespräch und sollten daher unbedingt beigelegt werden.
In China spielt der Titel einer Person eine sehr wichtige Rolle, daher solltest du im Anschreiben darauf achten, diesen Teil richtig zu machen. Zudem ist Bescheidenheit eine wichtige Tugend in China. Prahle also nicht mit deinen Erfolgen und Qualifikationen.
In Japan bewerben
Bei der traditionellen japanischen Bewerbung wird ganz auf das Anschreiben verzichtet. Stattdessen wird ein Standardformular des Unternehmens ausgefüllt. Aufgrund der großen Unterschiede in der schulischen und akademischen Laufbahn von Japan im Vergleich zu europäischen Ländern empfiehlt es sich trotzdem, sich mit Bewerbungsunterlagen nach dem Standard deines Landes zu bewerben. Bei Anschreiben und Lebenslauf sollte unbedingt darauf geachtet werden, sich so kurz wie möglich zu halten. In Japan legt man Wert auf Fakten und Zurückhaltung.
Neben dem korrekten Ansprechpartner spielen Noten eine große Rolle, da sie Fleiß widerspiegeln. Bewerbungsfotos sind gerne gesehen.
Im Allgemeinen hast du größere Chancen, wenn du dich bei einem japanischen Unternehmen für eine Niederlassung in Deutschland oder bei einem deutschen Unternehmen mit Niederlassung in Japan bewirbst. Es ist sehr schwer, bei rein japanischen Unternehmen Fuß zu fassen.
Bewerbung im Ausland: Zusammenfassung
Obwohl alle Länder ihre eigenen Standards haben, gibt es einige Punkte, die man bei Bewerbungen im Ausland landesunabhängig beachten muss:
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Die Bewerbung sollte immer in der richtigen Sprache verfasst werden. Informationen dazu gibt’s häufig auf der Unternehmenswebseite, sollten Unklarheiten bestehen.
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Du musst deine Sprachkenntnisse realistisch einschätzen. Spätestens im Vorstellungsgespräch fällt auf, wenn du falsche Angaben machst.
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Bei Ländern mit anderen Notensystemen sollte immer eine Erläuterung der Noten erfolgen, wenn diese angegeben werden.
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Eine professionelle Übersetzung von Zeugnissen und Referenzen beizulegen oder auf Anfrage nachzureichen macht immer Sinn, da diese Dokumente in deutscher Sprache in anderen Ländern wenig Wert haben.
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Es ist immer sinnvoll, vor Absenden der Bewerbung Kontakt zu einem Unternehmen aufzunehmen und so eine persönliche Beziehung herzustellen.
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Alle oben genannten Punkte können natürlich je nach Unternehmen abweichen. Nicht selten bewirbt man sich auch nicht bei der Niederlassung im Ausland, sondern im Hauptsitz des Unternehmens. Deshalb solltest du dich immer genauestens informieren, welchen Standards deine Bewerbung entsprechen muss.
Autor: Mirko Bettenhausen
Nach seinem Studium der Medienwissenschaften und Anglistik hat Mirko als Texter im „Die Bewerbungsschreiber“ Team Bewerbungen für Personen aus verschiedenen Berufszweigen und mit diversen Bildungshintergründen verfasst. Durch den engen Kundenkontakt in der telefonischen Beratung lernte er die Probleme und Bedürfnisse der Bewerber kennen. Dieses Wissen verarbeitet er nun in Artikeln für unsere Webseiten sowie in den Videos für den YouTube Kanal von Bewerbung.net.