Job ohne Bewerbung

Wenn du auf der Suche nach einem neuen Job bist, bewirbst du dich in der Regel aktiv beim Wunschunternehmen. Dabei geht es auch andersherum. Bei der passiven Jobsuche lässt du dich von Unternehmen finden. Ich zeige dir, was du über den Job ohne Bewerbung wissen musst und wie du dich am besten finden lässt.

Ein Beitrag von Jan Werk

Passive Jobsuche - Was ist das?

Sicherlich ist dir ein Begriff in den letzten Monaten nicht entgangen: Fachkräftemangel. Immer mehr Unternehmen klagen ihr Leid, dass keine geeigneten Fachkräfte mehr auf dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und dass die Qualität der Bewerber*innen abnimmt.


Kein Wunder, denn die qualifizierten Bewerber*innen sind schließlich schon an andere Unternehmen vergeben. Statt also zu warten, bis die perfekte Bewerbung ins Mailpostfach flattert, werden Personalverantwortliche selbst aktiv und begeben sich auf die Suche nach geeigneten Fachkräften. Und hier kommst du ins Spiel.


Die Strategie der passiven Jobsuche ist einfach: gefunden werden, statt selbst langwierig auf die Suche gehen. Statt in Stellenportalen zu stöbern und zahlreiche Bewerbungen zu schreiben, lässt du dich von deinem Traumarbeitgeber umwerben. Damit diese Strategie aufgeht, sollte dein Hauptfokus auf Selbstvermarktung durch Optimierung deines Online-Profils wie zum Beispiel auf LinkedIn oder XING liegen.


Der Vorteil der passiven Jobsuche besteht darin, dass potenzielle Arbeitgeber aktiv über verschiedene Kanäle nach geeigneten Kandidat*innen suchen und sich mit diesen in Verbindung setzen können. Das erleichtert den Bewerbungsprozess auf beiden Seiten. Allerdings erfordert eine erfolgreiche passive Jobsuche ein gewisses Maß an Sichtbarkeit, um von Arbeitgebern wahrgenommen zu werden.

Job ohne Bewerbung - Passive Bewerbung

Ein Großteil aller Stellen wird auf dem verdeckten Stellenmarkt vergeben.

Der Hauptunterschied zwischen aktiver und passiver Jobsuche besteht darin, wer den ersten Schritt macht. Bei der aktiven Jobsuche suchst du aktiv nach offenen Stellenausschreibungen und bewirbst dich darauf. In der Regel legst du eine klassische Bewerbungsmappe mit Anschreiben und Lebenslauf an und sendest sie an das Unternehmen, das die Stelle ausschreibt.


Im Gegensatz dazu liegt der Fokus bei der passiven Jobsuche darauf, dass Arbeitgeber auf dich aufmerksam werden, anstatt andersherum. 

Während du bei der aktiven Jobsuche selbst die Kontrolle über den Bewerbungsprozess hast, indem du dich gezielt auf bestimmte Stellen bewirbst, gibst du bei der passiven Jobsuche ein Stück Kontrolle ab, indem du darauf vertraust, dass Arbeitgeber dich finden und kontaktieren werden.

Um dich noch besser zu vernetzten, empfiehlt es sich, an Netzwerk- und Branchenveranstaltungen teilzunehmen. Auf diesem Weg kannst du wichtige Kontakte in deiner Branche knüpfen. Außerdem sind Nebenjobs und Praktika gute Möglichkeiten, wertvolle Erfahrungen in der gewünschten Branche zu sammeln und dabei gleichzeitig neue Kontakte zu knüpfen. Denn Vitamin B ist nach wie vor das effektivste Sprungbrett auf der Karriereleiter.

Vorteile und Nachteile der passiven Jobsuche

Klingt doch gar nicht übel: Statt sich mühselig mit Bewerbungsschreiben und Lebenslauf zu bewerben, kannst du dich entspannt zurücklehnen und darauf warten, dass die Unternehmen sich bei dir melden. Ganz so einfach ist es jedoch nicht. Ich habe dir die Vor- und Nachteile der passiven Jobsuche zusammenfasst.

Deine Vorteile:

  • Du sparst Zeit und Arbeitsaufwand, weil du keine Bewerbungen schreiben musst.

  • Du fällst mehr Unternehmen auf und entdeckst auf diese Art attraktive Arbeitgeber, die du vorher nicht auf dem Radar hattest.

  • Solltest du dich zurzeit noch in einem Anstellungsverhältnis befinden, ist die passive Jobsuche diskreter als die aktive.

  • Du erhältst Zugriff auf die Jobs auf dem verdeckten Stellenmarkt.

  • Du kannst deinen Marktwert ermitteln und den Vergleich zu deiner aktuellen Position herstellen.

Deine Nachteile:

  • Bist du zurzeit arbeitslos und auf Jobsuche, kannst du dich nicht darauf verlassen, gefunden zu werden. 

  • Passive Jobsuche braucht Zeit. Du musst deine Marke zuerst aufbauen, bis du für Unternehmen interessant wirst.

  • Bist du aktuell noch in einem Anstellungsverhältnis, könnte ein Arbeitgeberwechsel durch Kündigungsfristen und evtl. Wettbewerbsverbote erschwert werden.

  • Die passive Jobsuche ist nicht für alle Branchen geeignet. Besonders dort, wo ein Überschuss an Bewerber*innen herrscht, haben Unternehmen es nicht nötig, aktiv auf die Suche zu gehen.

Als verdeckten bzw. grauen Arbeitsmarkt werden die Stellen beschrieben, die ohne eine öffentliche Ausschreibung besetzt werden. Das kann über Netzwerke, Talentpools, Zeitarbeitsfirmen, Personalberatungen oder Vitamin B geschehen.


Zwischen 60 % und 70 % aller Stellen werden auf dem verdeckten Stellenmarkt vergeben. Allerdings bewerben sich nur 5 % der Bewerber*innen auf dem verdeckten Stellenmarkt.

Wie können mich Arbeitgeber finden?

Um von Unternehmen entdeckt zu werden, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Beachte aber immer, dass du niemals nur auf die passive Bewerbung setzen solltest. Erst die richtige Mischung aus aktiver und passiver Bewerbung führt zu einer erfolgreichen Einstellung. Im Folgenden zeige ich dir die wichtigsten Recruiting-Methoden der Personalverantwortlichen.

Soziale (Job-)Netzwerke

Der wohl beliebteste Kanal bei Personalverantwortlichen, um passende Fachkräfte zu finden, sind soziale Netzwerke wie XING oder LinkedIn. Mit einem Profil dort baust du deine eigene Marke aus und bietest Personalverantwortlichen die Möglichkeit, direkt mit dir in Kontakt zu treten.


Insgesamt gilt: „Gut Ding will Weile haben“. Sich eine eigene Marke in den sozialen Netzwerken aufzubauen, funktioniert nicht von heute auf morgen. Du musst dranbleiben, Präsenz zeigen und immer wieder positiv durch schlaue Beiträge und Kommentare auffallen. Das erfordert Geduld und Disziplin, wird sich am Ende aber für dich auszahlen.


So baust du dir deine Marke mit Expertenstatus auf: 

  • Erhöhe deine Reichweite durch Networking und vernetze dich mit relevanten Kontakten. Folge Unternehmen, die für dich spannend sind. Dabei kannst du aktiv auf für dich spannende Unternehmen zugehen, ihnen folgen und dich mit den verantwortlichen Personaler*innen vernetzen. 

  • Lege den Fokus stets auf Selbstvermarktung bzw. Selbstpräsentation. Das bedeutet für dich, dass dein Profil stets gepflegt und aktuell sein sollte. Achte auf ein professionelles und gepflegtes Profilbild und aktualisiere regelmäßig deine Kenntnisse und Fähigkeiten. Lege außerdem besonderes Augenmerk auf deinen Lebenslauf.

  • Dir ist klar, in welche Richtung es beruflich gehen soll? Dann kannst du vorab schon Stellenanzeigen nach bestimmten Schlüsselbegriffen, sogenannten Keywords, abscannen. Achte dabei darauf, welche Qualifikationen und Kernkompetenzen immer wieder in den Ausschreibungen genannt werden und baue diese in deinen Lebenslauf ein.

  • Um deine Sichtbarkeit und Reichweite zu erhöhen, solltest du die Aufmerksamkeit geschickt auf dich lenken. Dies kannst du bewerkstelligen, indem du Beiträge mit deinen Kontakten teilst. Das können sowohl von dir verfasste Beiträge als auch solche von kuratierten Experten sein. So beweist du Expertise. 

  • Nimm aktiv an Diskussionen teil oder kommentiere Beiträge von anderen Nutzer*innen. Auf diese Weise bleibst du selbst informiert, zeigst Interesse und kannst deine fachlichen Fähigkeiten präsentieren. Aber Achtung: kommentiere ausschließlich zu Themen, von denen du wirklich Ahnung hast. Hochstapelei oder gar inhaltlich falsche Kommentare können schnell auch einen negativen Eindruck hinterlassen.

Bewerberdatenbanken

Neben sozialen Netzwerken sind Bewerberdatenbanken, auch Recruiting-Plattformen genannt, ein attraktiver Kanal für die Personalbeschaffung. Die Datenbanken gibt es von verschiedenen Anbietern und ermöglichen eine Kontaktanbahnung zwischen Unternehmen und Bewerber*innen.


In der Datenbank kannst du dir ein Profil mit deinem aussagekräftigen Lebenslauf sowie Soft Skills und Hard Skills anlegen. Darüber hinaus gibst du an, ob du in Vollzeit oder Teilzeit arbeiten möchtest, welches Gehalt dir vorschwebt und ob du an einen Ort gebunden oder umzugsbereit bist.


Personalverantwortliche können die Datenbank anhand von Filtern nach vielversprechenden Kandidat*innen durchsuchen und aktiv auf dich zugehen. Passt es auch von deiner Seite, kann alles Weitere im

Vorstellungsgespräch geklärt werden. 


In der Regel sind Bewerberdatenbanken für Bewerber*innen kostenlos. Je nach Anbieter kann es aber auch vorkommen, dass für die Nutzung Gebühren erhoben werden. In diesem Fall solltest du vorher gut abwägen, ob sich die Investition wirklich lohnt. Weiterhin kann dein Eintrag in der Bewerberdatenbank nur dann zu Erfolg führen, wenn du ein sorgfältig gepflegtes Profil hast, das regelmäßig aktualisiert wird. 


Mit einem Profil in einer Bewerberdatenbank kannst du dich bestmöglich präsentieren und so spannende Jobangebote erhalten. Bewerberdatenbanken bieten dir die gleichen Vorteile wie soziale Karrierenetzwerke.


Darüber hinaus profitierst du von:

  • Relevanten Stellenangeboten, die zu dir passen.

  • Deine Qualifikationen stehen durch Anonymisierung im Vordergrund.

  • Möglichkeit zur noch schnelleren One-Klick-Bewerbung.

Wusstest du schon, dass passive Jobsuche auch anonym funktioniert? Auf manchen Recruiting-Plattformen können Bewerber*innen ihre Daten anonymisiert darstellen. Das fördert die Chancengleichheit, weil der Fokus statt auf Alter oder Geschlecht ausschließlich auf den Kompetenzen liegt. Darüber hinaus verhindert die Anonymisierung, dass Bewerber*innen von Personalverantwortlichen des aktuellen Arbeitgebers entdeckt werden. 

Vitamin B

Es ist nicht von der Hand zu weisen: Das gute alte Vitamin B ist nach wie vor von großer Relevanz, besonders bei der passiven Jobsuche. Du kennst da jemanden, der einen kennt? Dann solltest du dir das zunutze machen und deine Kontakte spielen lassen. Einige Unternehmen bieten mittlerweile sogenannte „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“ Programme an. Dabei können bestehende Mitarbeiter qualifizierte Bekannte anwerben und erhalten im Falle einer Einstellung eine Prämie. Win-Win!


Es kann nie schaden, sich im Freundes- oder Bekanntenkreis nach offenen Stellen umzuhören, um schon einen Fuß in der Tür und eine interne Empfehlung zu haben. Auf diese Weise verschaffst du dir außerdem Zugriff auf den verdeckten Stellenmarkt. Pflegst und erweiterst du deine Beziehungen stets gut, maximierst du deine Chancen auf eine erfolgreiche passive Jobsuche.

Besonders wertvoll sind Kontakte aus dem Studium oder der Ausbildung, da bereits eine persönliche Bekanntschaft besteht und sie oftmals in derselben Branche arbeiten. Sie können dich gezielt auf offene Stellen in ihrem eigenen Unternehmen oder in ihrem Netzwerk aufmerksam machen und dir im besten Fall einen Job vermitteln.

Talentpools

Wenn du schon mal eine Absage auf eine Bewerbung bekommen hast, dann kennst du sicherlich das Angebot, dass Unternehmen dich in ihren Talentpool aufnehmen möchten. Dieses Angebot solltest du annehmen, denn es kann dir im Zuge der passiven Bewerbung noch zugutekommen.


Ein Talentpool ist eine Datenbank, in der die Profile und Kontaktdaten von potenziellen Talenten gespeichert sind. Das können ehemalige Mitarbeiter*innen, Bewerber*innen oder auch andere Kontakte sein, die das Unternehmen als vielversprechend eingestuft hat.


Wird eine Stelle im Unternehmen vakant, können Personaler*innen zuerst im Talentpool nachschauen, ob dort geeignete Kandidat*innen zu finden sind. Ist jemand Passendes unter den registrierten Kandidat*innen dabei, können Personalverantwortliche aktiv den Kontakt suchen und die Stelle anbieten. Im Idealfall wird die freie Stelle auf diese Weise besetzt und muss gar nicht erst ausgeschrieben werden. Der Einstellungsprozess kann schneller abgeschlossen werden, was sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitssuchende von Vorteil ist.


Es lohnt sich für dich immer, dich in den Talentpool von Unternehmen aufnehmen zu lassen. Auch wenn zum jetzigen Zeitpunkt keine passende Stelle für dich da ist, kann es in der Zukunft so weit sein. 


Ein Foto von Jan Werk

Autor: Jan Werk

Jan ist seit Anfang 2018 für die webschmiede GmbH tätig und ständig auf der Suche nach aktuellen Trends und Informationen rund um die Themen Bewerbung und Karriere. Dadurch garantiert er, dass unsere Leser immer auf dem neuesten Stand sind. Als Teil des Marketing-Teams konzipiert, lektoriert, erstellt und optimiert er Fachartikel für Bewerbung.net, die-bewerbungsschreiber.de und weitere Bewerbungsportale und ist somit an jeder Phase der Content-Erstellung beteiligt.


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