Die Anforderung eines handschriftlichen Lebenslaufs durch ein Unternehmen zielt darauf ab, Einblicke zu gewinnen, die durch digitale Bewerbungsformate nicht möglich sind. Die unkonventionelle Anforderung dient für einige Arbeitgeber als Filter, um sicherzustellen, dass Bewerber die Stellenbeschreibung sorgfältig lesen und ein hohes Maß an Interesse und Engagement für die Position und das Unternehmen zeigen.
Ein handschriftlicher Lebenslauf erfordert außerdem mehr Aufwand als ein digital erstellter, tabellarischer Lebenslauf, wodurch die Bewerberzahl sinken soll, während die Qualität der Bewerbungen potenziell steigt. Die Methode garantiert zudem, dass die eingereichten Unterlagen individuell angefertigt werden, da Bewerber*innen bei herkömmlichen Anforderungen oft denselben Lebenslauf für verschiedene Bewerbungen verwenden.
Ist ein ordentliches Schriftbild ein unabdingbares Kriterium, sorgt das Unternehmen so schon früh im Bewerbungsprozess für eine Art Arbeitsprobe und kann folglich ungeeignete Bewerber*innen schnell ausschließen. Dies ist allerdings sehr fehleranfällig, schließlich bedeutet handschriftlich nicht selbst verfasst und darüber hinaus kann durch die zur Verfügung stehende Zeit das Schriftstück deutlich sorgfältiger und ordentlicher verfasst werden, als wenn dem / der Schreiber*in weniger Zeit zugesprochen wird.
Möglicherweise konsultiert die ausschreibende Firma Schriftexpert*innen, sogenannte Grafolog*innen. Diese analysieren das Schriftbild - Schriftzeichen für Schriftzeichen - und schließen die Beobachtungen mit einem grafologischen Gutachten, das Rückschlüsse auf die Persönlichkeit der Schreibenden zulassen soll. Die Grafologie genießt jedoch eher einen zweifelhaften Ruf. Wegen mangelnder Empirie gilt sie in der Wissenschaft als überholte Technik und unwissenschaftlich.
Zusammengefasst entscheiden sich Unternehmen in der Regel wegen dieser Gründe, einen handschriftlichen Lebenslauf zu fordern:
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Bewerber*in hat die Stellenausschreibung genau gelesen
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Größerer Aufwand ist Zeugnis der Motivation
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Quantität der Bewerber*innen nimmt ab und das Unternehmen erhofft sich somit einen Anstieg der Qualität.
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Individuelle Bewerbungsunterlagen
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Schriftprobe der Handschrift
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Analyse des Schriftbildes für psychologische Rückschlüsse