Sehr geehrte Damen und Herren

Wer eine Bewerbung verfasst oder eine E-Mail sendet, beginnt mit einer passenden Anrede. „Sehr geehrte Damen und Herren“ kommt den meisten dabei als Erstes in den Kopf. Wie geeignet ist diese Anrede wirklich? Ist sie noch zeitgemäß oder gibt es bessere Alternativen? Ich bin diesen und weiteren Fragen für dich auf den Grund gegangen.

Ein Beitrag von Ben Dehn

Ist die Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ noch zeitgemäß?

Die Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ wird häufig als veraltet angesehen, da es insbesondere bei der Bewerbung wichtig ist, eine persönliche Ansprechperson zu adressieren, die sich im Wunschunternehmen mit eingehenden Bewerbungen beschäftigt. Ist dies nicht möglich, ist die Verwendung von „Sehr geehrte Damen und Herren“ immer noch der Standard, weshalb sie im Fall von unbekannten Empfänger*innen auch heute noch verwendet werden kann. Dass sie bei vielen Personen abhängig von der Situation einen negativen Eindruck hinterlässt, lässt sich jedoch nicht abstreiten.

„Sehr geehrte Damen und Herren“ in der Bewerbung

Während „Sehr geehrte Damen und Herren“ lange Zeit die gängige Anrede in Bewerbungen war, wird sie heute nur noch verwendet, wenn es keinerlei Hinweise auf die adressierten Personen gibt. Denn die unpersönliche Form der Anrede hinterlässt mittlerweile oft einen negativen Eindruck bei Personalverantwortlichen.


Die Anrede wird als sehr oberflächlich angesehen, da sie sich nicht an eine konkrete Ansprechperson wendet. Es könnte also der Eindruck entstehen, dass du dich vorher nicht über das Unternehmen und die verantwortlichen Personen informiert oder die Stellenausschreibung nicht aufmerksam gelesen hast. Denn in den meisten Fällen wird eine Ansprechperson in der Stellenanzeige angegeben.


Sollte das nicht der Fall sein, kannst du durch Recherche der Unternehmensseite bei XING oder LinkedIn oder auf der Webseite häufig herausfinden, welche Person deine Bewerbung bearbeiten wird.

Im Zweifel kannst du dich auch telefonisch an das Unternehmen wenden und die Zuständigkeiten erfragen. Darüber hinaus kannst du so schon vor Eingang deiner Bewerbung auf dich aufmerksam machen und eventuell sogar in deinem Bewerbungsschreiben Bezug zu diesem Telefonat herstellen, um dich von anderen Bewerbenden abzuheben. 

Ein weiterer negativer Punkt ist, dass die Formulierung „Sehr geehrte Damen und Herren“ voraussetzt, dass es in einem Unternehmen Männer und Frauen gibt. Es kann durchaus auch der Fall sein, dass in einer Firma nur Männer oder nur Frauen beschäftigt sind oder dass es eine bestimmte Hierarchie zu beachten gilt.


Abhängig davon, auf welche Stelle und in welcher Branche du dich bewirbst, kannst du manchmal auch ein einfaches „Hallo“ statt der sehr förmlichen Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ verwenden. Dies ist hauptsächlich in kreativen Branchen und bei jungen Unternehmen oder Start-ups der Fall. Bevor du dich für diese Form der Anrede entscheidest, solltest du den Stil der Stellenausschreibung analysieren und schauen, ob diese unförmliche Ansprache angebracht ist

„Sehr geehrte Damen und Herren“ in der E-Mail

Bei einer E-Mail kommt es in erster Linie darauf an, wie förmlich diese verfasst werden muss und zu welchem Zweck du sie verschickst. Da hier die Etikette nicht so streng ist, kannst du in vielen Fällen auch Anreden wie „Hallo Frau / Herr X“, „Hallo“, „Liebe Frau X“ oder „Lieber Herr Y“ verwenden.


Solltest du dich für die Verwendung einer dieser Anreden entscheiden, musst du jedoch sicher sein, dass die adressierte Person keinen Wert auf die förmliche Anrede legt. In jedem Fall empfiehlt es sich auch hier eine konkrete Ansprechperson ausfindig zu machen. Da durch die Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ eine gewisse Distanz zur lesenden Person gewahrt und keine Nähe erzeugt wird.


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Alternativen zu „Sehr geehrte Damen und Herren“

Neben der klassischen und sehr förmlichen Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ existieren einige Alternativen, die sich in bestimmten Situationen besser eignen. Ausschlaggebend sind vor allem die Zielgruppe und der Anlass für die Ansprache.

„Sehr geehrte Damen und Herren“ gendern

Der Bedarf an gendergerechter Sprache wird immer größer – ob im Büro, in E-Mails, Präsentationen, Protokollen oder Briefen. Mit dem Ausdruck „Sehr geehrte Damen und Herren“ werden allerdings ausschließlich Menschen mit männlichem oder weiblichem Geschlecht angesprochen. Personen, die sich nicht eindeutig mit dem weiblichen oder männlichen Geschlecht identifizieren oder sich als divers definieren, werden damit also nicht adressiert.


Grundsätzlich ist es von Vorteil, im Vorhinein durch entsprechend angepasste Felder in Formularen oder im persönlichen Gespräch beim Erstkontakt abzuklären, welche Pronomen von der jeweiligen Person bevorzugt werden.


Eine andere Möglichkeit ist es, die Anrede durch geschickte Formulierungen genderneutral zu formulieren. Handelt es sich nur um eine adressierte Person, kannst du beispielsweise auf „Herr / Frau“ verzichten und stattdessen den Vor- und Nachnamen verwenden. Bei der Ansprache einer Gruppe kannst du zusätzlich auf verschiedene Formulierungen zurückgreifen, da die Zielgruppe in den meisten Fällen bekannt ist.


Mögliche gendergerechte Ansprachen sind:

  • „Guten Tag“

  • „Sehr geehrte Anwesende“

  • „Sehr geehrtes Kollegium“

  • „Sehr geehrte Beschäftigte“

  • „Sehr geehrte Teilnehmende“

  • „Sehr geehrtes Team der Muster GmbH“

  • „Sehr geehrtes Publikum“

Moderne und lockere Ansprachen

Vor allem in jungen Unternehmen oder in kreativen Branchen ist der Mailverkehr heutzutage deutlich lockerer als noch vor ein paar Jahren. „Sehr geehrte Damen und Herren“ ist dort vor allem bei internen Mails nur noch selten zu finden.


Beispiele für lockere Alternativen zur klassischen Anrede sind: 

  • „Guten Tag, Herr Muster“

  • „Guten Tag, Frau Muster“

  • „Hallo Herr Muster“

  • „Hallo Frau Muster“

  • „Hallo, lieber Herr Muster“

  • „Hallo, liebe Frau Muster“

  • „Hallo, liebes Team“

  • „Lieber Herr Muster“

  • „Liebe Frau Muster“

Die Anrede „Liebe“ bzw. „Lieber“ ist sehr persönlich und sollte nur für Freund*innen, befreundete Kolleg*innen oder langjährige Kund*innen verwendet werden. In Bewerbung ist sie ein absolutes No-Go.

Formalia, die du bei der Anrede beachten solltest

Auch in Bezug auf die Verwendung einer korrekten Anrede gibt es einige Formalitäten, die du beachten solltest. Je nachdem, wie viele Personen du adressierst und ob diese einen Titel im Namen haben, kommen bestimmte Sonderregeln hinzu.

Titel in der Anrede

Wenn die adressierte Person einen akademischen Titel im Namen trägt, musst du diesen auch in der Anrede erwähnen. Es werden aber nur „Doktor / Doktorin“ (kann mit „Dr.“ abgekürzt werden) und „Professor / Professorin“ (wird immer ausgeschrieben und nicht mit „Prof.“ abkürzen) angegeben. Niedrigere akademische Grade, wie „Bachelor“ „Master“ oder „Diplom“ werden nicht in der Anrede erwähnt. Wenn jemand mehrere akademische Grade besitzt, solltest du nur den höchsten verwenden.


Beispiele für die korrekte Formulierung mit Titel in der Anrede:

  • „Sehr geehrte Frau Professorin Muster“

  • „Sehr geehrter Herr Professor Muster“

  • „Sehr geehrte Frau Dr. Muster“

  • „Sehr geehrter Herr Dr. Muster“

Achte unbedingt auf Titel im Namen der adressierten Person, denn das Weglassen eines Titels gilt als unhöflich und gleicht einer Herabwürdigung. Dadurch hinterlässt du bei der empfangenden Person direkt einen negativen ersten Eindruck.  

Mehrere adressierte Personen 

Ist dein Schreiben an zwei Ansprechpersonen adressiert, kannst du diese entweder nebeneinander oder untereinander in zwei Zeilen darstellen. Getrennt werden die beiden Anreden durch ein Komma, wodurch das zweite „sehr“ kleingeschrieben wird.


Bei der Ansprache von männlichen und weiblichen Personen gelten die gängigen Höflichkeitsregeln, nach denen die Frau zuerst genannt wird. Dies gilt allerdings nur, solange es keine deutliche Hierarchie zu beachten gilt. Bei der Kommunikation im Rahmen von Geschäftsbeziehungen werden die adressierten Personen immer in Reihenfolge der entsprechenden Hierarchie genannt.


Wenn du beispielsweise eine E-Mail an den Chef einer Firma und seine Assistentin sendest, nennst du in der ersten Zeile den Chef und in der zweiten Zeile die Assistentin, um die geltende Hierarchie zu verdeutlichen. Handelt es sich bei der ranghöchsten Person um eine Frau, wird diese zuerst genannt.


Ein Beispiel für eine hierarchische Anrede: 


„Sehr geehrter Herr Dr. Muster,

sehr geehrte Frau Muster“

Komma oder Ausrufezeichen nach der Anrede

In den meisten Fällen wird die Anrede mit einem Komma von dem darauffolgenden Text getrennt. Nach dem Komma wird dann klein weitergeschrieben. Ausnahmen bilden Worte, die groß geschrieben werden müssen, wie beispielsweise Nomen.


Eine Alternative dazu stellt die Verwendung eines Ausrufezeichens dar. Bei der Wahl des Satzzeichens solltest du immer den Inhalt deines Schreibens bedenken. Handelt es sich um eine positive Nachricht und die zu adressierende Person ist dir bekannt, kannst du das Ausrufezeichen verwenden. 


Ist der Inhalt des Schreibens eher negativ, wie es zum Beispiel bei einer Kündigung oder Beschwerde der Fall ist, verstärkt ein Ausrufezeichen diese Negativität und ist daher ungeeignet. Bei förmlichen Schreiben solltest du generell auf die Verwendung von Ausrufezeichen verzichten. 

„Sehr geehrte Damen und Herren“ in anderen Sprachen

In manchen Situationen kann es von Vorteil sein, die Anrede in einer anderen Sprache zu verfassen. Dies kann dir dabei helfen, je nach Jobprofil einen positiven Eindruck zu hinterlassen oder dich von anderen Bewerbenden abzuheben.


„Sehr geehrte Damen und Herren“ in mehreren gängigen Sprachen: 

  • Englisch: Dear Sir or Madam

  • Französisch: Mesdames et Messieurs

  • Spanisch: Estimados señores

  • Italienisch: Gentili signore e signori

  • Türkisch: Sayin bayanlar ve baylar

  • Niederländisch: Geachte dames en heren

  • Polnisch: Szanowni Państwo


Ein Foto von Ben Dehn

Autor: Ben Dehn

Ben entschied sich nach seinem Lehramtsstudium dazu, seinen Weg zunächst im Journalismus zu bestreiten. Nach sieben Jahren bei Print, Online und Radio heuerte er 2013 bei der webschmiede GmbH an und betreute im „Die Bewerbungsschreiber“ Team Personen auf sämtlichen Hierarchieebenen. Durch seine Tätigkeit konnte er sein Know-how im Karrierebereich stetig vertiefen. Heute schreibt Ben Dehn hilfreiche Fachartikel, hält Vorträge und gibt Interviews, Workshops & Seminare.


Zu Bens Autorenprofil

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