Ausbildungszeugnis

Das Ausbildungszeugnis wird nach Abschluss der Ausbildung ausgehändigt und dient der Übersicht der verschiedenen Aufgaben und Leistungen während der Ausbildung. Im folgenden Artikel findest du nähere Informationen über den Aufbau eines Ausbildungszeugnis sowie Beispielformulierungen. Zudem bieten wir dir Muster zum kostenlosen Download.

Ein Beitrag von Stefan Gerth

Unterschiedliche Arten von Ausbildungszeugnissen

Bei deinen zukünftigen Bewerbungen stellt das Zeugnis einen wesentlichen Bestandteil dar, welcher darüber entscheiden kann, ob du es ins Vorstellungsgespräch schaffst oder nicht. Im Gegensatz zum Bewerbungsschreiben, bei dem du selbst über deine Fähigkeiten und Eigenschaften schreibst, berichten hier frühere Arbeitgeber über deine tatsächlichen Leistungen.

Nach Abschluss deiner Ausbildung erhältst du in der Regel drei Zeugnisse:

  • Ein Zeugnis von der IHK oder der HWK, dass du deine Abschlussprüfung bestanden hast

  • Ein Abschlusszeugnis deiner Berufsschule zu deinen schulischen Leistungen

  • Das betriebliche Ausbildungszeugnis, welches du von deinem Ausbildungsbetrieb für deine Leistungen bekommst

Genau wie bei dem Arbeitszeugnis gibt es zwei verschiedene Arten von betrieblichen Ausbildungszeugnissen. Es wird zwischen dem einfachen und dem qualifizierten Ausbildungszeugnis unterschieden.

Einfaches Ausbildungszeugnis

Das einfache Ausbildungszeugnis dient lediglich dem Nachweis über das Berufsbild, die Dauer der Beschäftigung und die erworbenen Kenntnisse. Es enthält nicht mehr als eine DIN A4 Seite.


Bei dieser Art von Zeugnis wird nicht genauer auf die persönlichen Fertigkeiten, das Verhalten und die Leistungen des Auszubildenden eingegangen. Es enthält keine Wertung und kann dem Personaler so keinen Eindruck verschaffen, wie zufriedenstellend der Auszubildende gearbeitet hat.


Wir raten dir, in jedem Fall ein qualifiziertes Zeugnis zu verlangen. Reichst du nur ein einfaches Ausbildungszeugnis ohne weitere Referenzen oder Empfehlungsschreiben ein, könnte der Personaler den Eindruck gewinnen, du wolltest ihm die Bewertung deiner Leistungen absichtlich vorenthalten.  

Qualifiziertes Ausbildungszeugnis

Das qualifizierte Ausbildungszeugnis ist wesentlich umfangreicher gestaltet, da es neben der Beschäftigungsart und -dauer auch die Leistungen des Auszubildenden sowie das Sozialverhalten gegenüber Vorgesetzten, Mitarbeitern und Kunden dokumentiert. Weiterhin werden hier besondere persönliche Eigenschaften und Kompetenzen bewertet.


Ein qualifiziertes Ausbildungszeugnis ist wesentlich tiefgreifender als das Einfache und verschafft dem zukünftigen Arbeitgeber einen besseren Überblick über deine Leistungen und Kompetenzen.


Diese Zeugnisart musst du ausdrücklich bei deinem Arbeitgeber anfordern, sonst muss er dir nur ein einfaches Ausbildungszeugnis ausstellen.

Eine Anfrage nach einem qualifizierten Ausbildungszeugnis bei deinem Ausbilder kann beispielsweise so aussehen:

  • „Bitte stellen Sie mir nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung ein qualifiziertes Zeugnis über die von mir erbrachten Leistungen und erworbenen Kenntnisse aus. Für die gemeinsame Zusammenarbeit bedanke ich mich bereits jetzt recht herzlich und verbleibe mit freundlichen Grüßen.“

  • „Ich bitte Sie hiermit um die Ausstellung eines qualifizierten Arbeitszeugnis, welches meine in der Ausbildung erbrachten Leistungen und erworbenen Kenntnisse widerspiegelt. Ich bedanke mich für Ihre Mühe und die gute Zusammenarbeit.“


Zeugnis prüfen lassen

Viele Bewerber*innen unterschätzen die Wirkung schlechter Ausbildungszeugnisse im Bewerbungsprozess. 

Ausbildungszeugnis prüfen lassen

Laut einer aktuellen Studie von Indeed besitzt das letzte Arbeitszeugnis für 82 % der Personalverantwortlichen eine genauso hohe Relevanz wie das Anschreiben oder der Lebenslauf der Bewerbung.


Du hast dein Ausbildungszeugnis erhalten und bist unsicher, welche Noten sich hinter dem Zeugniscode verstecken? Dann gehe auf Nummer sicher und lass dir dein Praktikumszeugnis innerhalb von wenigen Sekunden online analysieren.


Aufbau des Ausbildungszeugnisses

Ausbildungszeugnis Aufbau

Im Folgenden findest du eine Übersicht über den typischen Aufbau eines qualifizierten Ausbildungszeugnisses:


1. Titel (Ausbildungszeugnis)

2. Name des Auszubildenden, Berufsbeschreibung, Dauer der Tätigkeit, Vorstellung des Unternehmens

3. Stichpunktartige Beschreibung der verschiedenen Tätigkeiten

4. Beurteilung der Leistungen der übertragenen Aufgaben sowie des Sozialverhaltens und Prüfungsvermerk

5. Beendigungsgrund (Pflicht bei Kündigung von Unternehmensseite, sonst nur auf Wunsch)

6. Schlussformel und Wünsche für die Zukunft

7. Unterschrift des Ausbilders und Stempel des Unternehmens

Nachdem das Dokument benannt wurde (Titel), folgen deine formellen Angaben. Diese sind sowohl in einem qualifizierten als auch einem einfachen Zeugnis enthalten.


Dann folgt die Beschreibung der von dir übernommenen Aufgaben. Diese erfolgt stichpunktartig und soll nur die Aufgaben enthalten, die du hauptsächlich geleistet hast. Solltest du beispielsweise kurze Einblicke in den Bereich Einkauf erhalten haben, sollte dies hier nicht aufgelistet werden. Du kannst jedoch dein Bewerbungsschreiben nutzen, um diese Information unterzubringen, falls es für deine neue Stelle relevant ist.


Im Anschluss folgt der wichtigste Teil: die Beurteilung deiner Leistungen durch deinen Vorgesetzten. Neben einer Bewertung, wie erfolgreich und zufriedenstellen du deine Aufgaben umgesetzt hast, wird hier auch auf dein Sozialverhalten eingegangen. Dies lässt unter anderem auf deine Soft Skills schließen und hilft dem Empfänger sehr, dich als potenziellen Arbeitnehmer einschätzen zu können.


Abschließend wird genannt, warum du das Unternehmen verlässt. Nach einer Verabschiedung und dem Ausdruck guter Wünsche folgt die Unterschrift des Zeugniserstellers sowie der Stempel des Unternehmens (falls vorhanden).  

Beispielformulierungen für die einzelnen Abschnitte

Hier wollen wir dir zeigen, die die verschiedenen Bausteine eines Ausbildungszeugnisses formuliert werden können.

So kann die Tätigkeitsbeschreibung eingeleitet werden:

  • „Zu Herrn Mustermanns Aufgaben als Einzelhandelskaufmann gehörten folgende Tätigkeiten“

  • „Die Aufgaben von Frau Mustermann als Bürokauffrau umfassten“

Diese Aufgaben könnten genannt werden: 

  • Verkauf des Produktes XY

  • Kundenakquise

  • Dokumentation amtlicher Vorgänge

  • Einkauf der Büromaterialien

So können Leistungen beurteilt werden:

  • „Herr Mustermanns Arbeitsweise zeichnete sich stets durch eine sehr hohe Motivation und ausgeprägte Eigeninitiative aus. Jede der ihm übertragenen Aufgaben wurde intensiv bearbeitet und übertraf unsere Erwartungen. Außerdem hervorzuheben ist Herr Mustermanns großartige Auffassungsgabe, welche er oft zur schnellen Problemlösung einsetzte.“

  • „Frau Mustermann zeigte stets außerordentliche Eigeninitiative und großes Engagement. Sie hat die übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollsten Zufriedenheit erfüllt.“

So kann die Beurteilung des Sozialverhaltens formuliert werden:

  • „Herr Mustermann verhielt sich gegenüber seinen Vorgesetzten, seinen Kollegen sowie den Kunden in jeder Situation in bester Weise und zu unserer vollsten Zufriedenheit.“

  • „Frau Mustermann wurde von ihren Vorgesetzten, Kollegen und Kunden stets als höfliche und fleißige Mitarbeiterin geschätzt.“

So kann auf den Beendigungsgrund Bezug genommen und das Schreiben beendet werden:

  • „Herr Mustermann verlässt uns auf eigenen Wunsch. Wir bedauern diese Entscheidung sehr, bedanken uns jedoch für die stets hervorragende Arbeit und wünschen ihm für seine weitere persönliche und berufliche Zukunft alles Gute, und weiterhin viel Erfolg.“

  • „Frau Mustermann verlässt uns auf eigenen Wunsch, um sich beruflich zu verbessern. Wir bedauern, unsere hervorragende Mitarbeiterin zu verlieren, und wünschen ihr für die Zukunft alles Gute und weiterhin viel Erfolg.“

Das Ausbildungszeugnis soll möglichst positiv über den Auszubildenden berichten und darf diesem keinen Schaden zufügen. Trotzdem muss das Zeugnis den wahren Leistungen entsprechen.

Geheimcode - Noten im Ausbildungszeugnis

Im Laufe der Zeit hat sich unter den Personalern eine Art „Geheimsprache“ in den Arbeitszeugnissen entwickelt, sodass sich die für Laien vermeintlich vielversprechende Bewertung nach genauerer Analyse doch eher als mittelmäßig bis schlecht enthüllen kann.


Um dir einen ersten Überblick über die unterschiedlichen Ausdrucksweisen zu verschaffen, findest du im Folgenden einige Beispielformulierungen der Codierungen, die den Schulnoten gleichen.

Note 1: Sehr gut

  • „Er / Sie erfüllte die übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollsten / äußersten / größten Zufriedenheit.“

  • „Er / Sie erzielte herausragende Ergebnisse.“

  • „Er / Sie hat den Erwartungen in allerbester Weise entsprochen.“

Note 2: Gut

  • „Er / Sie erfüllte die übertragenen Aufgaben stets zu unserer vollen Zufriedenheit.“

  • „Er / Sie erzielte beste Arbeitsergebnisse.“

Note 3: Befriedigend

  • „Er / Sie erfüllte die übertragenen Aufgaben zu unserer vollen Zufriedenheit.“

  • „Er / Sie hat unseren Erwartungen in jeder Hinsicht entsprochen.“

Note 4: Ausreichend

  • „Er / Sie erfüllte die übertragenen Aufgaben zu unserer Zufriedenheit.“

  • „Er / Sie hat unseren Erwartungen entsprochen.“

Note 5: Mangelhaft

  • „Er / Sie erfüllte die übertragenen Aufgaben im Großen und Ganzen zu unserer Zufriedenheit.“

  • „Er / Sie hat sich bemüht, den Anforderungen gerecht zu werden.“

Arbeitszeugnisse Beispiele

Anhand unserer Beispieldokumente kannst du ein Gefühl für die verschiedenen Codes entwickeln. Besondere Auffälligkeiten, an denen du die Geheimsprache erkennen kannst, haben wir dir farbig in dem schlechten (links) und dem sehr guten (rechts) Arbeitszeugnis markiert.


Versteckte negative Bewertungen

In Deutschland ist der Ersteller deines Ausbildungszeugnis dazu verpflichtet, dieses positiv zu schreiben. Um dennoch darstellen zu können, dass ein Auszubildender keine zufriedenstellende Arbeit geleistet hat, gibt es einige Tricks.  

Die folgenden Ausdrücke klingen zwar positiv, haben jedoch eine negative Bedeutung:  

  • „Er / Sie verhielt sich gegenüber Kunden, Kollegen und Vorgesetzten stets professionell“: Die Reihenfolge der Personen drückt aus, dass du dich Vorgesetzten gegenüber am wenigsten und nicht immer professionell verhalten hast.

  • „Er / Sie war stets um Pünktlichkeit bemüht“: Du hast dich zwar bemüht, pünktlich zu erscheinen, funktioniert hat es jedoch nicht.

  • „Er / Sie erledigte Aufgaben zufriedenstellend und in einer angemessenen Zeitspanne“: Du hast die Aufgaben weder gut noch schnell erledigt.

  • „Er / Sie ist sehr sozial. Vor allem der Kontakt mit Mitarbeitenden war angenehm, sodass er / sie schnell ein sehr beliebter Arbeitskollege war“: Du hast die meiste Zeit des Arbeitstages mit Quatschen verbracht.

  • „Er / Sie brachte sich im Rahmen seiner / ihrer Möglichkeiten in unserem Unternehmen ein“: Aufgrund deiner mangelnden Kompetenz und Fähigkeiten konntest du dem Unternehmen keinen Mehrwert bieten.

  • „Wir wünschen ihm / ihr alles Gute sowie Gesundheit und Erfolg“: Du warst oft krank und hattest im Unternehmen wenig Erfolg.

  • „Er / Sie handelte in seinem / ihrem und im Firmeninteresse“: Dies ist ein versteckter Hinweis, dass du das Unternehmen beklaut hast. Solche Hinweise sind verboten und du musst unbedingt reagieren.

Verbotene Angaben im Ausbildungszeugnis

Die folgenden Angaben dürfen nicht in ein Führungszeugnis integriert werden:

  • Die sexuelle Orientierung des Mitarbeiters: Wen du liebst, geht weder deinen aktuellen noch deinen neuen Arbeitgeber etwas an. Solltest du Hinweise auf diese Information in deinem Ausbildungszeugnis finden, solltest du umgehend etwas dagegen unternehmen. Ob du nur mit Nachdruck um eine Korrektur bittest oder dich über den Aussteller deines Zeugnisses beschwerst, bleibt dir überlassen. Da versteckte Botschaften jedoch auf negative Eigenschaften hinweisen sollen, ist der Verweis auf deine sexuelle Orientierung nicht nur unprofessionell, sondern auch diskriminierend.

  • Begangener / vermuteter Diebstahl: Du hast dein vorheriges Unternehmen beklaut oder wurdest des Diebstahlt bezichtigt? Diese Information darf in deinem Ausbildungszeugnis aufgrund der Wohlwollenspflicht nicht erwähnt werden. Sollte der versteckte Hinweis dennoch erwähnt werden, musst du dringend um dessen Entfernung bitten. Denn mit dieser Information, hast du schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt, da jeder Personaler befürchten wird, du könntest es wieder tun.

  • Privater Alkoholkonsum: Alkoholprobleme dürfen ebenso nicht genannt werden. Es gibt jedoch Ausnahmen: Bist du beispielsweise Berufskraftfahrer und bist verbotenerweise unter Alkoholeinfluss gefahren, darf dein Arbeitgeber die Alkoholkrankheit erwähnen. So wird sichergestellt, dass dein neuer Arbeitgeber keine Schadensansprüche aufgrund von Täuschung stellen kann.

  • Nennung einer Abmahnung: Solltest du von deinem alten Arbeitgeber abgemahnt worden sein, darf diese Information nicht an potenziell neue Arbeitgeber weitergegeben werden.

  • Angebot / Kontaktdaten für Nachfragen: Der Arbeitgeber darf von sich aus nicht anbieten, dem neuen Arbeitgeber für Nachfragen bereitzustehen. Diese Information kannst du, wenn du dies möchtest, jedoch in deinen Bewerbungsunterlagen erwähnen.

  • Straftaten: Solange die von dir begangene Straftat nicht der Kündigungsgrund (inklusive Verurteilung) war, darf diese Information nicht in deinem Zeugnis erwähnt werden.

Ausbildungszeugnis selbst schreiben - Deine Vorteile

In der Regel soll dein Arbeitgeber das Arbeitszeugnis verfassen. In einigen Fällen kommt es dazu, dass du es jedoch selbst schreiben musst. Da es ein größerer Aufwand für das Unternehmen ist, ein Zeugnis zu erstellen, werden die Auszubildenden selbst beauftragt.

Zwar liegt der Aufwand dann bei dir und du musst einige Zeit investieren, um dein Zeugnis zu erstellen. Jedoch bieten sich dir gleichzeitig enorme Vorteile: 

  • Du kannst die Punkte einbringen, die du für wichtig hältst – Setze eigene Schwerpunkte.

  • Wähle selbst Erfolge, Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten aus, bleibe jedoch bei der Wahrheit.

  • Nutze die Verschlüsselungstechniken und Geheimcodes, um dich in ein positives Licht zu rücken. Übertreibe es jedoch nicht, denn das kann dem Personaler schnell unglaubwürdig vorkommen.

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Alle weiteren Fragen rund ums Ausbildungszeugnis

Habe ich ein Recht auf ein Ausbildungszeugnis?

Nach § 16 des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) steht jedem Auszubildenden nach Beendigung der Berufsausbildung ein schriftliches Zeugnis zu. Du kannst den Ausbilder diesbezüglich bereits während der Ausbildung ansprechen. Bei dieser Gelegenheit kannst du außerdem deinen Wunsch nach der Art des Zeugnisses äußern. Sollte das Unternehmen deiner Anfrage nicht nachgehen, kannst du deinen Anspruch auf ein Zeugnis auch gesetzlich durchsetzen.

Wann bekomme ich mein Ausbildungszeugnis?
Zumeist erfolgt der Erhalt des Zeugnisses unmittelbar nach Ausbildungsende oder spätestens nach einer Dauer von 2-3 Wochen. Falls du nach diesem Zeitraum immer noch keinen schriftlichen Nachweis von deinem Ausbildungsbetrieb erhalten hast, kannst du das Unternehmen schriftlich kontaktieren und dieses anfordern.
Muss ich mein Ausbildungszeugnis selbst abholen oder bekomme ich es zugesendet?
Der Arbeitgeber hat nicht die Pflicht, dir dein Zeugnis zuzusenden, denn es gilt die sogenannte Holschuld. Eine Ausnahme tritt bei einem unverhältnismäßigen Aufwand der Abholung in Kraft, denn dann muss er das Zeugnis per Post zusenden. Das gilt, wenn du zum Beispiel im Ausland oder gesundheitlich verhindert bist. In jedem Fall ist der Arbeitgeber verpflichtet, bei Abholung oder Zusendung dein Ausbildungszeugnis rechtzeitig und unversehrt zu übermitteln.
Wie lange kann ich es nach Ausbildungsende anfordern?
Während Arbeitnehmer früher über 30 Jahre lang Anspruch auf ein Arbeitszeugnis hatte, gilt es heutzutage, wenn du es nicht frühzeitig geltend machst, nur ein Jahr. Hast du dein Arbeitszeugnis bereits geltend gemacht, ist die Frist laut § 195 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) auf drei Jahre beschränkt.
Was kann ich tun, wenn ich mein Zeugnis verloren habe?
Ist das Zeugnis plötzlich nicht mehr aufzufinden und scheint verloren zu sein, sollte es innerhalb von drei Jahren möglich sein, es nachträglich anzufordern. Ein fehlendes Ausbildungszeugnis macht sich nämlich gar nicht gut in der Bewerbung und wird meist von den zuständigen Personalern als ein schlechtes Zeugnis interpretiert. Hast du nicht mehr die Chance, ein Neues zu erlangen, kannst du eine Zusatzseite einfügen, in der eine kurze Begründung mit Firmenname, Position und Dauer der Beschäftigung aufgelistet sind.
Was tun, wenn ich ein schlechtes Ausbildungszeugnis erhalten habe?
Ein Ausbildungszeugnis, welches nicht deinen tatsächlichen Leistungen entspricht und dich schlecht darstellt, solltest du keinesfalls akzeptieren. Im Bewerbungsprozess kann dies nämlich schnell zu einer Absage führen, selbst wenn deine übrigen Bewerbungsunterlagen den Anforderungen entsprechen. Ein eher kurzes, unpersönliches Zeugnis ist meistens ein ungutes Zeichen und sagt aus, dass deinem Arbeitgeber nicht viele gute Dinge zu dir eingefallen sind. Laut § 109 der Gewerbeordnung (GewO) wird die offene Kritik im Zeugnis untersagt. Sie muss „wohlwollend“ und „wahr“ sein, somit ist es dem Arbeitgeber sogar verboten, seinen Ärger mittels Zeugnisses zu formulieren.
Wie kann ich vorgehen, wenn ich ein schlechtes Zeugnis erhalte?
Sprich deinen ehemaligen Ausbilder oder Vorgesetzten auf das unzureichende Zeugnis an. Notiere dir dazu genau die Textstellen, welche dich irritieren oder deiner Meinung nach nicht der Wahrheit entsprechen. Während des Gesprächs können eventuelle Missverständnisse aufgedeckt und Fehler korrigiert werden. Bei Uneinigkeiten können ehemalige Kollegen eventuell deine Meinung unterstützen und als Zeugen für positives Verhalten dienen. Sollte dein Ausbildungsbetrieb nicht auf deinen Wunsch nach einem persönlichen Gespräch eingehen, kannst du dich auch schriftlich an das Unternehmen wenden. Nenne dabei konkret die Textstellen, welche du geändert haben möchtest. Außerdem solltest du eine Frist setzen, bis zu der dein Ausbildungszeugnis korrigiert werden soll. Ist auch dieser Schritt erfolglos, besteht die letzte Möglichkeit darin, einen Anwalt aufzusuchen.
Was passiert bei Abbruch, Kündigung oder einem Aufhebungsvertrag?
In allen Fällen hat der Azubi das Recht, ein qualifiziertes Zwischenzeugnis zu erhalten, wenn er es ausdrücklich verlangt. Die Beendigung des Ausbildungsvertrages zieht sofort den Anspruch eines Zwischenzeugnisses mit sich.
Bekomme ich ein Ausbildungszeugnis von der IHK?

Von der Industrie- und Handelskammer erhältst du ebenfalls ein Zeugnis. Dies bestätigt dir die bestandene Abschlussprüfung und enthält keine Angaben zu deiner Arbeitseinstellung und -leistung. Es ersetzt ein Ausbildungszeugnis deines Arbeitgebers also keinesfalls.

Ein Foto von Stefan Gerth

Autor: Stefan Gerth

Stefan hat sich während seines Studiums der Wirtschaftswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum intensiv mit dem Thema Bewerbung beschäftigt. So entstand die Idee, ein Unternehmen zu gründen. Eine Idee, die er in 2011 realisiert hat. Stefan ist Gründer und Geschäftsführer der webschmiede GmbH (Die-Bewerbungsschreiber.de & Bewerbung.net), schreibt seit Jahren Fachbeiträge und gibt Interviews zum Thema professionelle Bewerbungsunterlagen.


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