Schlechtes Arbeitszeugnis erhalten: Was tun?

Ein schlechtes Arbeitszeugnis kann im Bewerbungsprozess zu einer echten Hürde werden. Ungünstige Formulierungen verfälschen möglicherweise das Bild der eigenen Leistung und erschweren die Suche nach einem neuen Job. In diesem Artikel erläutern wir, wie du am klügsten mit einem solchen Zeugnis verfährst und ob es sinnvoll ist, es in die Bewerbung einzubinden oder ob du besser darauf verzichtest.

Ein Beitrag von Stefan Gerth

Beispiele: Schlechte Formulierungen erkennen

Ein schlechtes Arbeitszeugnis enthält oft subtile oder klare Hinweise auf unzureichende Leistung oder unangemessenes Verhalten. Obwohl ein Zeugnis laut Gesetz wohlwollend formuliert sein muss, werden häufig verschlüsselte Formulierungen verwendet.


Diese klingen auf den ersten Blick positiv, drücken jedoch unterschwellig Kritik aus. Das Erkennen solcher codierten Formulierungen ist entscheidend, um zu verstehen, welche negative Beurteilung möglicherweise im Zeugnis verborgen ist. Diese indirekte Kritik kann oft schwer zu entschlüsseln sein, daher ist eine sorgfältige Prüfung des Dokuments notwendig.


Im Folgenden haben wir für dich eine Liste mit einigen Formulierungen zusammengestellt, die in Arbeitszeugnissen auf den ersten Blick positiv erscheinen, aber oft eine versteckte negative Bedeutung tragen. Diese Beispiele zeigen, wie subtil Kritik ausgedrückt werden kann.

Typische Beispiele für Formulierungen im schlechten Arbeitszeugnis:

  • „Er bemühte sich, die ihm übertragenen Aufgaben zu erfüllen.“ Diese Formulierung deutet darauf hin, dass die Aufgaben nicht erfolgreich oder nur unzureichend erledigt wurden.

  • „Er führte die ihm übertragenen Aufgaben mit Sorgfalt aus.“ Dies kann darauf hinweisen, dass die Person zwar gründlich war, aber möglicherweise nicht effizient oder schnell gearbeitet hat.

  • „Im Großen und Ganzen war er zufriedenstellend.“ Diese Formulierung deutet auf Mittelmäßigkeit hin und vermeidet jegliche Hervorhebung von besonders positiven Aspekten.

  • „Er zeigte sich den Aufgaben gewachsen.“ Dies deutet darauf hin, dass die Person zwar in der Lage war, ihre Arbeit zu erledigen, aber keine herausragende Leistung erbracht hat.

  • „Er fand sich schnell in das Team ein.“ Diese Formulierung könnte darauf hindeuten, dass die Person im Team gut integriert war, jedoch keine besondere fachliche oder führende Rolle übernommen hat.

  • „Er zeigte stets Engagement im Rahmen seiner Möglichkeiten.“ Dies deutet darauf hin, dass das Engagement zwar vorhanden war, aber die Fähigkeiten oder Ergebnisse begrenzt blieben.

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Arbeitszeugnis prüfen lassen: Noten erkennen

Viele Bewerber unterschätzen die Wirkung schlechter Arbeitszeugnisse im Bewerbungsprozess. 
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Laut einer aktuellen Studie von Indeed besitzt das letzte Arbeitszeugnis für 82 % der Personalverantwortlichen eine genauso hohe Relevanz wie das Anschreiben oder der Lebenslauf der Bewerbung.


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Die richtige Reaktion: Arbeitszeugnis anfechten?

Sollte das Arbeitszeugnis falsche oder unfaire Aussagen enthalten, entspricht es nicht den gesetzlichen Vorgaben. In diesem Fall hast du das Recht auf eine Berichtigung. Trotz berechtigter Kritik solltest du stets respektvoll und sachlich bleiben. Suche zuerst das direkte Gespräch mit deinem Vorgesetzten, um Missverständnisse zu klären und die negativen Bewertungen zu besprechen. 


Oft können ungünstige Formulierungen im Zeugnis angepasst werden, um es sowohl rechtlich korrekt als auch vorteilhafter für deine Karriere zu gestalten. Falls keine Einigung möglich ist, kannst du Hilfe von der Personalabteilung in Betracht ziehen. Falls interne Gespräche scheitern, kann ein Anwalt für Arbeitsrecht hinzugezogen werden, um sicherzustellen, dass deine Rechte gewahrt bleiben.


Es kann aber auch sinnvoll sein, die negativen Punkte offen zu betrachten und daraus zu lernen, wenn sie gerechtfertigt sind. Du kannst die Beurteilung als Chance zur persönlichen Weiterentwicklung nutzen.

Schlechtes Arbeitszeugnis aufgrund von Krankheit erhalten

Ein schlechtes Arbeitszeugnis aufgrund von Krankheit kann eine herausfordernde Situation darstellen, insbesondere wenn krankheitsbedingte Fehlzeiten oder Leistungseinbußen im Zeugnis negativ vermerkt sind. In einem solchen Fall ist es wichtig, die Situation realistisch einzuschätzen und sorgfältig zu planen, wie du in zukünftigen Bewerbungen damit umgehst.


Wenn die Kritik im Zeugnis berechtigt ist, weil die Krankheit deine Arbeitsleistung langfristig beeinträchtigt hat, solltest du offen damit umgehen, aber nicht im Anschreiben darauf eingehen. Konzentriere dich im Anschreiben auf deine Stärken und Qualifikationen, die dich für die neue Position auszeichnen.


Im Vorstellungsgespräch ist es wichtig, die Krankheit sachlich anzusprechen, jedoch den Fokus auf deine Erholung und den beruflichen Neuanfang zu legen. Du kannst erklären, dass die Krankheit einen vorübergehenden Einfluss auf deine Leistung hatte. Es ist ratsam, deine Fähigkeit hervorzuheben, mit schwierigen Situationen umzugehen, sowie deine Bereitschaft zur Weiterentwicklung zu betonen. Diese Offenheit zeigt, dass du verantwortungsbewusst mit der Situation umgehst und bereit bist, in Zukunft wieder voll leistungsfähig zu sein.

Im Arbeitszeugnis darf nicht erwähnt werden, dass du krank warst. Gesundheitsbedingte Informationen unterliegen dem Datenschutz und dem Persönlichkeitsrecht. Sollte eine Krankheit deine Leistung beeinflusst haben, darf dies nur auf deinen ausdrücklichen Wunsch hin und in neutraler Form erwähnt werden. Ein Zeugnis sollte sich immer auf deine Leistungen und dein Verhalten am Arbeitsplatz konzentrieren, nicht auf persönliche oder gesundheitliche Umstände.

Schlechtes Arbeitszeugnis aus Rache erhalten

Ein schlechtes Arbeitszeugnis aus Rache kann vorkommen, wenn das Arbeitsverhältnis im Streit endet oder es persönliche Differenzen mit dem Arbeitgeber gibt. Solche Zeugnisse sind rechtlich unzulässig, da ein Arbeitszeugnis objektiv und wohlwollend sein muss. Wenn du den Verdacht hast, dass dein Zeugnis aus Rache negativ formuliert wurde, solltest du es sorgfältig auf versteckte negative Formulierungen prüfen.


In solchen Fällen empfiehlt es sich, zunächst das Gespräch mit dem Arbeitgeber zu suchen, um die Differenzen aus dem Weg zu räumen und eine Korrektur zu erwirken. Sollte das nicht helfen, können rechtliche Schritte in Erwägung gezogen werden, wie eine Klage vor dem Arbeitsgericht, um ein faires Zeugnis zu erhalten.


In beiden Fällen solltest du Beweise für deine guten Leistungen parat haben. Das könnten positive Rückmeldungen, Leistungsbewertungen oder Projektergebnisse sein. Solche Dokumente können deine Position zu untermauern.

Experten wie „Die Bewerbungsschreiber“ übernehmen gerne die professionelle Umformulierung deines Arbeitszeugnisses, um Kritikpunkte fair darzustellen, ohne deine beruflichen Aussichten zu beeinträchtigen.

Sonderfall: Öffentlicher Dienst

Ein schlechtes Arbeitszeugnis im öffentlichen Dienst ist besonders herausfordernd, da hier spezielle rechtliche Vorgaben gelten und die Folgen für deine berufliche Laufbahn schwerer wiegen als in der Privatwirtschaft. Dadurch wird ein schlechtes Zeugnis zu einem besonders sensiblen Thema, das nicht nur deine Karrierechancen beeinträchtigen kann, sondern auch rechtliche Hürden mit sich bringen könnte. In diesem Artikel erfährst du, wie du in solch einer Situation richtig handelst und welche Schritte du unternehmen solltest.
Ein schlechtes Arbeitszeugnis im öffentlichen Dienst kann verschiedene Herausforderungen mit sich bringen, die es zu beachten gilt. Hier sind einige wichtige Aspekte, die in einer solchen Situation relevant sind:
  • Spezielle rechtliche Vorgaben im öffentlichen Dienst: Arbeitszeugnisse im öffentlichen Dienst unterliegen oft strengeren rechtlichen Bestimmungen als in der Privatwirtschaft, wie z. B. dem Tarifrecht oder Beamtenrecht. Diese Regeln definieren, wie ein Zeugnis formuliert werden darf, und machen es schwieriger, ein negatives Zeugnis anzufechten

  • Schwierigkeit, das Zeugnis anzufechten oder korrigieren zu lassen: Aufgrund der festen Strukturen und rechtlichen Vorgaben im öffentlichen Dienst ist es schwieriger, ein negatives Zeugnis nachträglich zu verbessern oder fehlerhafte Inhalte korrigieren zu lassen, da feste rechtliche Strukturen und formelle Prozesse einzuhalten sind.

  • Schwerwiegendere Folgen für die berufliche Laufbahn als in der Privatwirtschaft: Ein schlechtes Zeugnis kann im öffentlichen Dienst deutlich schwerer wiegen als in der Privatwirtschaft, da hier Stabilität und langfristige Beschäftigung eine größere Rolle spielen. Arbeitsverhältnisse im öffentlichen Dienst sind häufig langfristig, und ein schlechtes Zeugnis kann gravierende Folgen für zukünftige Bewerbungen im öffentlichen Sektor haben.

Strategien für den Umgang: Schlechtes Zeugnis im öffentlichen Dienst

Im Vergleich zur Privatwirtschaft, wo oft mehr Raum für individuelle Formulierungen besteht, unterliegen Arbeitszeugnisse im öffentlichen Dienst einer strengeren rechtlichen Kontrolle. Der Fokus liegt darauf, möglichst wenig Raum für persönliche Interpretationen zu lassen, was es schwieriger macht, ein negatives Zeugnis anzufechten oder abzuändern.


Falls du der Ansicht bist, dass dein Zeugnis ungerecht oder unvollständig ist, kann es dennoch hilfreich sein, den Personalrat oder eine Gewerkschaft einzubeziehen, da diese oft Unterstützung in rechtlichen Angelegenheiten bieten. Auch der genaue Wortlaut des Zeugnisses sollte sorgfältig analysiert werden. Auch im öffentlichen Dienst gibt es häufig standardisierte Formulierungen, die auf den ersten Blick neutral oder positiv wirken, aber in Wirklichkeit versteckte Kritik enthalten können.


Da Arbeitszeugnisse im öffentlichen Dienst strengen rechtlichen Vorgaben unterliegen, gibt es detaillierte Rechtsmittel für den Fall, dass du das Zeugnis anfechten möchtest. In vielen Fällen ist es zum Beispiel möglich, schriftlich Widerspruch gegen das Arbeitszeugnis einzulegen. Allerdings kann eine Korrektur nur dann erwirkt werden, wenn das Zeugnis gravierende Mängel oder formale Fehler enthält. In solchen Fällen ist es ratsam, einen Rechtsexperten oder Fachanwalt für Arbeitsrecht zu Rate zu ziehen, um sich umfassend beraten zu lassen und die bestmöglichen Schritte einzuleiten.


Wenn das Arbeitszeugnis berechtigterweise negativ ausgefallen ist, ist es besonders wichtig, die Situation reflektiert anzugehen. In diesem Fall solltest du dein Zeugnis im Gesamtkontext deiner beruflichen Laufbahn betrachten. Wenn du schon lange im öffentlichen Dienst tätig warst und bisher durchweg positive Beurteilungen erhalten hast, könnte ein einzelnes negatives Zeugnis weniger stark ins Gewicht fallen. Bei künftigen Bewerbungen ist es ratsam, offen mit der Situation umzugehen und klar darzulegen, welche Maßnahmen du ergriffen hast, um etwaige Schwächen oder Fehler auszugleichen.

Schlechtes Zeugnis: Bedeutung für die Bewerbung?

Ein schlechtes Arbeitszeugnis kann im Bewerbungsprozess verschiedene Herausforderungen mit sich bringen. Es besteht die Gefahr, dass du bereits im Vorfeld aussortiert wirst, da Personalverantwortliche negative Hinweise im Zeugnis erkennen und Zweifel an deiner Eignung für die Stelle aufkommen. Selbst wenn du weiter im Prozess bleibst, kann eine schlechte Beurteilung die Gehaltsverhandlungen erschweren. Arbeitgeber könnten zudem zögern, dir bestimmte Verantwortlichkeiten zu übertragen, was sich wiederum negativ auf deine Karriere auswirken kann.


Darüber hinaus kann ein schlechtes Arbeitszeugnis zu Verzögerungen führen, da Unternehmen oft zusätzliche Nachfragen stellen, um die Inhalte genauer zu hinterfragen. Diese Unsicherheit kann sich auch im Vorstellungsgespräch widerspiegeln, wo du möglicherweise mit kritischen Fragen zu den negativen Aspekten des Zeugnisses konfrontiert wirst. Daher ist es entscheidend, dich gut vorzubereiten und sicher aufzutreten, um mögliche Bedenken zu zerstreuen und den Fokus auf deine Stärken zu lenken.

Sollte ich ein schlechtes Arbeitszeugnis beilegen?

Das Bedürfnis, ein schlechtes Arbeitszeugnis bei deinen Bewerbungsunterlagen einfach wegzulassen, kann groß sein – schließlich möchtest du dich im besten Licht präsentieren. Doch genau hier kann das Verschweigen des Zeugnisses mehr schaden als nutzen.


Grundsätzlich solltest du das Arbeitszeugnis auch dann beifügen, wenn es negativ ist. Das Weglassen kann nicht nur Misstrauen wecken und zu unnötigen Verzögerungen führen, wenn der Personalverantwortliche das fehlende Dokument später nachfordert. Falls du das Zeugnis erst auf Nachfrage einreichst, kann es den Anschein erwecken, dass du versucht hast, schlechte Leistungen zu verschleiern – was potenzielle Arbeitgeber negativ auffassen könnten.


Ehrlichkeit und Transparenz kommen meist besser an als das Verschweigen von Informationen. Füge daher das schlechte Arbeitszeugnis von Anfang an bei und versuche die Situation zu erklären, falls du darauf angesprochen wirst. Idealerweise kannst du positive Beurteilungen beifügen, die das schlechte Zeugnis relativieren und ein ausgewogenes Bild deiner Leistungen vermitteln.


Ein schlechtes Arbeitszeugnis sollte allerdings weder im Lebenslauf noch im Anschreiben thematisiert werden. Dein Fokus sollte hier auf deinen Stärken liegen. Falls das Zeugnis gravierende Lücken oder negative Bewertungen enthält, kannst du es im Bewerbungsgespräch strategisch ansprechen und auf die daraus resultierende Lernkurve eingehen. So kannst du zeigen, wie du aus der Situation gewachsen bist und welche positiven Entwicklungen sich daraus ergeben haben.


Deshalb ist es ratsam, von Anfang an offen zu sein und die Sachlage selbstbewusst zu erklären. So vermeidest du, dass ein fehlendes Zeugnis zum Stolperstein in deinem Bewerbungsprozess wird und zeigst gleichzeitig deine Fähigkeit, mit herausfordernden Situationen souverän umzugehen.

Ein schlechtes Arbeitszeugnis im Vorstellungsgespräch ansprechen

Auch wenn Offenheit und Glaubwürdigkeit im Bewerbungsprozess wichtig sind, solltest du das schlechte Arbeitszeugnis im Vorstellungsgespräch nur dann proaktiv ansprechen, wenn es notwendig ist. Wenn du dein Zeugnis mitgeschickt hast, ist der Personaler wahrscheinlich bereits damit vertraut und wird darauf eingehen, falls er es für relevant hält.


Wirst du im Vorstellungsgespräch auf ein schlechtes Arbeitszeugnis angesprochen, ist es wichtig, ruhig und professionell zu reagieren. Eine bewährte Strategie ist, den Hintergrund zu erläutern und zu betonen, welche Lehren du daraus gezogen hast. Dabei kannst du auf Missverständnisse oder unterschiedliche Einschätzungen hinweisen und gleichzeitig deine Motivation sowie Bereitschaft zur Weiterentwicklung unterstreichen.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Abschnitte im Fließtext integriert sind und nicht als separate Überschriften erscheinen. Dadurch präsentiert sich das Arbeitszeugnis als einheitliches Dokument.
Ein Foto von Stefan Gerth

Autor: Stefan Gerth

Stefan hat sich während seines Studiums der Wirtschaftswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum intensiv mit dem Thema Bewerbung beschäftigt. So entstand die Idee, ein Unternehmen zu gründen. Eine Idee, die er in 2011 realisiert hat. Stefan ist Gründer und Geschäftsführer der webschmiede GmbH (Die-Bewerbungsschreiber.de & Bewerbung.net), schreibt seit Jahren Fachbeiträge und gibt Interviews zum Thema professionelle Bewerbungsunterlagen.


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